Snow Teeth Whitening – überzeugt die All-in-One-Aufhellung wirklich?

„Snow Teeth“ – was versprechen die Verantwortlichen noch, außer schneeweißen Zähnen?

Was das Bleaching Kit eigentlich machen soll, lässt sich schon von seinem Namen „Snow Teeth“ ablesen. Tatsächlich hält sich der Hersteller mit Versprechen nicht zurück, die sich wie ein roter Faden durch die Webseite, das Produkt selbst und auch seine Social Media Präsenzen ziehen.

So ziehen die Verantwortlichen immer wieder Vergleiche zu Apple, beschreiben sich gar als „das Apple unter den Zahnaufhellern“ – passend dazu versprechen sie ebenfalls, dass alle Produkte im amerikanischen Kalifornien designt und entwickelt wurden.

Des Weiteren soll das Whitening Kit:

• Die besten Ergebnisse hinsichtlich der Aufhellung in der Industrie erzielen.
• Nachweislich Viren und Bakterien innerhalb von Sekunden abtöten.
• Weit mehr Anwendungen bieten als vergleichbare Sets (75 bis 90 an der Zahl).
• Eine Rezeptur nutzen, für die ein Patent angemeldet wurde.
• Absolut sicher und schmerzfrei sein.
• Von vielen Stars und Sternchen verwendet werden.

Welche Gründe sollen für einen Kauf von „Snow Teeth“ sprechen?

Die Gründe und Versprechen des Herstellers korrelieren miteinander, natürlich geht es dir primär um die weißen Zähne. Damit hast du also schon einmal den wichtigsten Grund.

Weitere Gründe liefert der Hersteller auf seiner englischsprachigen Webseite, auf der er sich konkret mit den Alternativen vergleicht. Als Argumente listet er auf:

• niedriger Einzelpreis unter vergleichbaren Alternativen
• bessere Ergebnisse als die Konkurrenz (mehr als 90 % der Kunden bekommen nach der Erstanwendung bereits eine sichtbare Aufhellung)
• dass das Produkt speziell für empfindliche Zähne entwickelt wurde
• das Zahnfleisch nicht angreift
• nur 9 Minuten deiner Zeit beansprucht

Diese Argumente sollen bereits mehr als eine Million „Snow-Fans“ rund um den Globus begeistert haben, darunter auch viele bekannte Social Media Influencer mit zahlreichen Followern und Fans. An anderer Stelle spricht das Unternehmen von 500.000 Kunden – wir wissen nicht, was von beidem korrekt ist.

So benutzt du das Snow Teeth Whitening Kit

In dem Set ist alles enthalten, was du für jede einzelne Anwendung brauchst. Beachte die Herstellerhinweise im Set selbst, zusammengefasst verläuft die Anwendung wie folgt:

1. Du putzt deine Zähne, spülst aus, verbindest das Kabel mit der Schiene/Lampe und trägst eine kleine Menge des Gels in die Schiene auf.
2. Nun steckst du dir die Schiene in den Mund, schaltest die Lampe an und behältst das „Konstrukt“ neun Minuten lang im Mund.
3. Anschließend spülst du mit Wasser aus, putzt aber nicht noch einmal deine Zähne! Die Schiene musst du sofort reinigen, damit sich keine festen Ablagerungen des Gels bilden.

Der Hersteller führt noch zwei weitere Produkte im Sortiment, die du ergänzend nutzen könntest. Das ist einerseits das optionale, nicht im Kit enthaltene „Desensibilisierungsgel“, welches deine Zähne weniger empfindlich machen und pflegen soll. Außerdem das „extra starke“ Serum, welches du für schnellere Ergebnisse verwendest – was auch im Set enthalten ist, jedoch nur einmal, das „Standard-Gel“ ist dreimal enthalten.

Bestandteile und Inhaltsstoffe, mit denen „Snow“ seinen gewünschten Effekt erreichen möchte

Fehlende Deklarierung für deutsche Kunden!

Zu unserem Missfallen mussten wir feststellen, dass „Snow“ die Inhaltsstoffe nicht transparent für deutsche beziehungsweise europäische Kunden deklariert. Wir zogen für die Produktanalyse daher die Inhaltsstoffangaben des amerikanischen Gegenstücks heran – warum das wichtig ist, erfährst du gleich.

Die „Whitening Wands“, das sind die Stifte, aus denen du das Gel in die Schiene und später auf deine Zähne drückst, enthalten laut Hersteller diese primären Inhaltsstoffe:

• Wasserstoffperoxid
• Carbamidperoxid
• Glycerin
• Natriumhydrogencarbonat
• Pfefferminzöl

Findige Leser, die schon einige unserer Produktanalysen, Blogs oder Tests gelesen haben, werden an dieser Stelle sofort aufhorchen: „Snow Teeth“ enthält nämlich nicht nur ein aggressives Peroxid, sondern direkt alle beide, die für Bleachings in Frage kommen.

Das ist ein Problem, das wir an dieser Stelle aufschlüsseln möchten. Erst einmal ist festzuhalten, dass die EU den Warenverkehr von Wasserstoffperoxid massiv kontrolliert und versucht gegenüber Endverbrauchern einzuschränken. Grundlage hierfür ist eine Durchführungsverordnung aus dem Jahr 2017. [2]

Begründet wird das damit: Wasserstoff-Peroxid ist ein hochaggressiver Stoff, der zwar nicht pauschal gesundheitlich bedenklich ist, vor allem aber in höheren Konzentrationen, wie sie für die Zahnaufhellung notwendig sind, nur von Medizinern gehandhabt werden sollte. Bei einem professionellen Praxis-Bleaching nutzt der Zahnarzt ebenfalls eines der beiden Peroxide – und stimmt die Dosierung speziell auf die Zähne des Patienten ab.

Der aufhellende Effekt beider Peroxide steht außer Frage. Unzählige wissenschaftliche Studien belegen, dass sowohl Carbamid- als auch Wasserstoffperoxid die Zähne aufhellen. In einer klinischen Studie kam heraus, dass Carbamidperoxid die Zähne ein wenig schneller aufhellt, das Endergebnis ist aber zwischen beiden Peroxiden gleich. Hinsichtlich der nachfolgenden Überempfindlichkeit und Zahnfleischreizungen ließen sich ebenfalls keine statistisch relevanten Unterschiede festmachen. [3]

Ergänzt werden diese beiden Primärwirkstoffe durch Glycerin und Natriumhydrogencarbonat. Glycerin soll vor allem durch fokussierte Oxidation oberflächliche Verfärbungen lösen, ähnlich arbeitet auch Natriumhydrogencarbonat. In einer schon etwas älteren Studie aus den 90er-Jahren wurde bewiesen, dass Natriumhydrogencarbonat eine aufhellende Wirkung haben kann, die sukzessive mit der Dosierung des Wirkstoffs steigt. [4]

Ebenfalls enthalten ist Pfefferminzöl. Das soll wahrscheinlich einfach nur für einen frischen Atem sorgen. Unter Umständen soll damit aber auch die Aufhellung unterstützt werden, über das sogenannte „Ölziehen“ der Zähne. In einem Spiegel-Interview gibt der stellvertretende Vorsitzende vom deutschen Zahnärzteverband an, dass er das Ölziehen selbst für unbedenklich hält, aber auch nicht mit aufhellenden Effekten in Verbindung bringt. [5]

An dieser Stelle sei noch einmal gesagt, dass es sich hierbei um ein Peroxid-Bleaching handelt. Die „Arbeit“ verrichten zweifelsohne die zwei Peroxide, die weiteren Inhaltsstoffe spielen daher eher eine Nebenrolle.

Welche Wechselwirkungen gibt es?

Aus der Beschreibung eben, kannst du mitunter schon einige Wechselwirkungen erahnen. Sowohl die zwei aggressiven Peroxide als auch Gylcerin und Natriumhydrogencarbonat als weniger aggressive Wirkstoffe sollen zusammen agieren, um eine möglichst starke Aufhellung zu bewirken.

Im Snow Teeth Whitening Kit ist außerdem eine LED-Lampe enthalten, die die Wirkstoffe aktivieren und Ergebnisse verbessern soll. Die Wechselwirkung zwischen solchen aufhellenden Stoffen und LED-Licht mit hohen Lichtfrequenzen ist hinlänglich belegt. In einer Kollaboration zwischen der University of Toronto und der São Paulo State University fanden Wissenschaftler heraus, dass das LED-Licht einerseits für schnellere Ergebnisse sorgt, andererseits aber auch die zu erwartende Überempfindlichkeit und dadurch entstandene Zahnschmerzen lindern kann. [6]

Sind die Inhalts- oder Zusatzstoffe potentiell gefährlich?

Wir können diese Frage nicht konkret mit einem „Nein!“ beantworten. Das Set enthält zwei Peroxide, Wasserstoff- und Carbamidperoxid. EU-Politiker befinden, in nennenswerten Konzentrationen gehören diese Stoffe in die Hand eines Arztes oder Chemikers, nicht in die des Laien.

Peroxide als Bleichmittel sorgen nachweislich für überempfindliche, mitunter für einige Zeit schmerzende Zähne. Aus diesem Grund kontrolliert der Zahnarzt, wenn du dich für ein Praxis-Bleaching entscheidest, vorher gründlich dein Gebiss. Er kann außerdem abschätzen, in welcher Dosierung deine Zähne ein aggressives Peroxid vertragen, ohne dass du anschließend starke Schmerzen leiden musst.

All das entfällt an dieser Stelle, zumal der Hersteller gleich noch beide Peroxide „zusammenmischt“. Es lässt sich vermuten, dass das nicht grundlos geschah: Unter Umständen möchte er damit die gesetzlichen Höchstgrenzen hinsichtlich der Dosierung umgehen. Trotzdem ist das keine gängige Praxis und auch Zahnärzte vermischen nicht einfach beide Peroxide.

Prof. Dr. Heinz Duschner der Johannes-Gutenberg-Universität hat einen umfangreichen, 14-seitigen Fachartikel zu dem Thema verfasst und weist unter anderem darauf hin, dass eine nicht-adäquate Dosierung und Konzentration solcher Peroxide, gepaart mit einer womöglich ungünstigen Formulierung, potentiell gefährlich für die Zahngesundheit ist. [7]

Gibt es Nebenwirkungen nach der Nutzung von „Snow Teeth“?

Ob du individuell nach einer Nutzung Nebenwirkungen haben wirst, kann im Vorfeld niemand erahnen. Trotzdem wirst du anhand der bisherigen Erklärungen schon selbst festgestellt haben, dass das durchaus nicht unwahrscheinlich ist. Der Umgang mit aggressiven Peroxiden, vor allem beide im Zusammenspiel, öffnet verschiedenen Nebenwirkungen Tür und Tor, darunter unter anderem:

• Überempfindlichkeit der Zähne
• Zahnschmerz
• Zahnfleischbluten
• Zahnschäden

Die „Arbeitsgemeinschaft Zahngesundheit“ gibt zugleich in einem größeren Artikel zu bedenken, dass eine unsachgemäße Verwendung von Peroxiden und LED-Bestrahlung dazu führt, dass die chemischen Stoffe die Zahngesundheit schädigen. [8]

Mit diesen realistischen Ergebnissen kannst du rechnen

Dass das „Snow Teeth“ Whitening Kit einen aufhellenden Effekt hat, daran hegen wir keinen Zweifel – schließlich wird hier mit zwei aggressiven Peroxiden gearbeitet. Du solltest also eine deutliche Aufhellung deiner Zähne feststellen, vor allem wenn du das Set häufiger und auch den „extra-starken Whitening Wand“ mit noch höherer Dosierung benutzt.

Fraglich ist eher, welchen Preis deine Zähne dafür zahlen. Anders als vergleichbare Bleaching-Sets, die keine Peroxide nutzen, begibst du dich hier auf das Feld der chemischen Säuren – und benutzt einen Wirkstoff, den normalerweise der Zahnarzt nach gründlicher Prüfung deiner Zähne und mit fachmännischem Wissen verwendet.

Was sagen andere Kunden zum „Snow Teeth“ Kit und den weiteren Produkten des Herstellers?

An prominenter Unterstützung fehlt es „Snow Teeth“ nicht, zudem befinden sich auf der Webseite unzählige Influencer, die stolz das Produkt bewerben und ihre weißen Zähne zeigen. Außerdem hält das Produkt eine „ausgezeichnete“ 5-Sterne-Bewertung, diese aber eben auf der Seite des Herstellers und nicht bei Dritten. Generell werden auf der Seite mehr andere Kunden und Influencer, als eigentliche Produktbilder gezeigt.

Alternativen zu „Snow“

Du hast immer die Möglichkeit, ein professionelles aber kostspieliges (mindestens ~700 EUR) Bleaching beim Zahnarzt zu nutzen. Für die Heimanwendung gibt es außerdem noch aufhellende Zahncremes, Stripes oder Bleaching Pens. Möchtest du direkt ein komplettes Set erwerben, gibt es gute Sets beispielsweise von Herstellern wie Whitify und DiamondSmile.